Am 20. Oktober 1955 sollten die Gebäude offiziell von der Siedlungsgesellschaft an die Siedler übergeben werden, wie aus dem Ankündigungsschreiben vom 7. Oktober 1955 hervorgeht.

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Ankündigungsschreiben Übergabe, Quelle: Familie Kraemer

Ein Bericht erschien am Montag, 24. Oktober 1955 in der Tageszeitung „Neuer Emsbote – Westfälische Nachrichten. Die Überschrift lautete „Rote-Erde-Siedlung übergeben“ und hatte den Unteritel „Nicht alle Vorwürfe berechtigt – Die nächsten Jahre werden es zeigen“.
Demnach hatten einige Siedler bereits mit dem Einzug „auf eigene Faust“ begonnen, bevor die offizielle Übergabe stattfand. Bei der Abnahme durch die Vertreter der „Roten Erde“ konnten die Siedler am Nachmittag ihre Beanstandungen registrieren lassen. Am Abend traf man sich dann zu einer kleinen Feierstunde in der Gastwirtschaft Allendorf.
Der Münsteraner Bezirksleiter der Roten Erde, Dr. Fütterer, sprach Dankesworte und gab einen kurzen Rückblick. Ein Siedlervertreter dankte ebenfalls und „versicherte im Namen aller Siedlerfamilien, daß sie gute Bürger der Stadt Warendorf werden wollten“.
Doch auch bei der Feierstunde seien wieder Klagen aus Siedlerkreisen wegen der Bauweise laut geworden. Bereits im Vorfeld hatte es lebhafte Debatten im Kreistag gegeben. Im Zeitungsartikel wird berichtet, dass erst bei einem Teil der Verputz der Außenwände fertiggestellt sei und noch Erdarbeiten anstünden.
Es wird weiter berichtet, die Architekten hätten es geschafft unter geringem Kostenaufwand möglichst viel Raum zu schaffen. Dabei sei aber „das Äußere der Häuser sehr eigenwillig und für manchen Geschmack geradezu unschön“ geworden. Man solle aber auf den endgültigen Eindruck nach erfolgter Bepflanzung warten.
Es seien keine minderwertige Baustoffe, sondern nur behördlich zugelassene verbaut worden. Diese seien zwar sehr leicht aber erschienen durchaus haltbar. Der Reporter meint, in den nächsten zehn Jahren werde sich zeigen, ob dies zutreffe.
Es sei vorab behauptet worden, in den Kellern der Häuser würde zuweilen knietief das Wasser stehen. Sämtliche Keller seien jedoch mit einem Mehrkostenaufwand von 2000 DM mit einer regelrechten Wanne umgeben worden, die gegen das feuchte Gelände in Neuwarendorf notwendig sei. Von Wasser sei in den sehr geräumigen Kellern nichts zu finden gewesen.
Auf den Reporter machte die Siedlung grundsätzlich keinen schlechten Eindruck. Nicht ganz so überzeuge allerdings der noch teilweise sehr unvollendete bauliche Stand der Häuser.

Walgernheide 1955. Foto Häuser 28 bis 23 von Norden. Quelle: Kreisarchiv – Bildarchiv Altstadtfreunde – Signatur 17.24.-2
Walgernheide 1955. Foto Häuser 25 bis 28 (links) Häuser 18 bis 16 (rechts) von Süden. Quelle: Kreisarchiv – Bildarchiv Altstadtfreunde – Signatur 17.24.-3
Walgernheide 1955. Foto Häuser 14 bis 11 von Süden. Quelle: Kreisarchiv – Bildarchiv Altstadtfreunde – Signatur 17.24.-4
Walgernheide 1955. Foto. Quelle: Kreisarchiv – Bildarchiv Altstadtfreunde – Signatur 17.24.-6

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